Artgerechte Vogelhaltung durch gutes Vogelspielzeug und Vogelzubehör

Lesen Sie wichtige Tipps für eine artgerechte Vogelhaltung von einer erfahrenen Tierärztin und wie Sie das durch sinnvolle Käfigausstattung und Vogelspielplätze einfach unterstützen können. Artikel von Tierärztin Dr. Martina Schmoock (Zusatzbezeichnung Zier-, Zoo- und Wildvögel) für Vogelgaleria

Artgerechte Haltung für Vögel

Alle Vögel sind Schwarmtiere. Wer gerne Vögel halten möchte, sollte dies als ersten Punkt berücksichtigen, bevor die Tiere angeschafft werden. Dies ist unabhängig davon, ob Wellensittiche, Nymphensittiche, Kanarienvögel, Amazonen, Graupapageien oder Kakadus angeschafft werden.

Kein Lebewesen ist gerne alleine, Vögel schon gar nicht. Manche Arten, wie viele Papageien oder Sittiche gehen lebenslange Partnerschaften ein, sind treu und trauern schwer, wenn der Partner verstirbt. Einzeln gehaltene Vögel entwickeln über kurz oder lang schwere Verhaltensstörungen. Sie rupfen sich die Federn aus, verletzen sich selbst schwer und werden sehr krank. Man sollte möglichst auch keine artfremden Vögel vergesellschaften. Eine männliche Blaustirnamazone möchte mit einer weiblichen Blaustirnamazone leben und nicht mit einem Graupapageien. Beides sind Papageien, ja, aber sie stammen nicht einmal vom selben Kontinent und sind vollkommen artfremd. Man vergesellschaftet ja auch keinen Elefanten mit einem Meerschweinchen, nur weil beide Säugetiere sind. Und auch wir Menschen möchten nicht alleine in einer Gruppe Schimpansen leben, ohne Kontakt zu anderen Menschen, nur weil Affen uns so ähnlich sind.

Hat man nun ein Pärchen Wellensittiche angeschafft oder liebäugelt man sogar mit der Haltung eines kleinen Schwarms, so sollte man ihnen vorab eine sichere Umgebung für eine artgerechte Vogelhaltung schaffen. Vögel gehören nicht in die Küche, dort können sie sich zum Beispiel an Teflondämpfen vergiften und auch an heißem Wasser verbrennen. Das hat dann auch nichts mit dem Thema artgerechte Vogelhaltung zu tun

Im artgerechten Vogelzimmer sollten keine Giftpflanzen stehen und es sollten sich keine bleihaltigen Gegenstände wie Tiffanylampen darin befinden. Auch sollte man bei der Vogelhaltung aufpassen, dass die gefiederten Freunde nicht irgendwo hinter fallen können.

Im Käfig oder der Voliere sollte ausreichend Platz sein, dass die Tiere sich auch einmal aus dem Weg gehen können. Die Größe des Käfigs ist nicht zwingend entscheidend, wenn die Tiere täglich viel Freiflug haben und der Käfig eher als Schlaf- und Futterplatz dient. Grundsätzlich sollten die Vögel nicht zu viel Zeit im Käfig verbringen, dies wäre von einer artgerechten Haltung weit entfernt. Wohlgemerkt geht es hier um Zimmerhaltung. Bei der Vogelhaltung in einer Voliere spielt die Größe und der Standort natürlich eine erhebliche Rolle.

Spielzeug, bzw. Vogelspielzeug ist sehr wichtig um einen Käfig oder ein Vogelzimmer optimal auszustatten. Zu beachten ist, dass Vogelspielzeug vom Material und der Größe her zu der Vogelart passt, die man angeschafft hat. Holz und Kork eignen sich hier hervorragend für Sittiche, Kanarienvögel oder Agaporniden. Nymphensittiche beispielsweise lieben das auch sehr, aber auch Wühlkisten, in denen sich Materialien zum Schreddern und Futter befinden. Im Käfig sollten sich gute Naturholzstangen befinden, diese sollten unterschiedliche Durchmesser haben und regelmäßig ausgetauscht werden. Beides dient dazu, dass die Tiere keine Druckstellen an den empfindlichen Füßen entwickeln. Viele Vögel lieben auch Sitzbrettchen oder Röhren aus Kork, welche benagt werden können. Die meisten Vögel mögen Schaukeln und Leitern, welche Bewegung und Klettern ermöglichen. Gerade Leitern sind für die Haltung von flugunfähigen Vögeln sehr hilfreich.

Außerhalb der Voliere sollten mehrere Anflugstellen das Interesse der Vögel wecken. Dies motiviert zum Freiflug und verhindert Übergewicht und Atemwegserkrankungen. Sehr gut eignen sich dafür Vogelspielplätze, an denen sich Klettermöglichkeiten befinden sowie geeignete  Materialien, die benagt werden können. Auch fliegen Vögel gerne zu einem Futterplatz außerhalb des Käfigs, wo Highlights angeboten werden.

Für eine artgerechte Vogelhaltung empfehle ich zudem Kletterbäume, oder ungiftige und gereinigte Zweige aus dem Garten oder der freien Natur, welche einmal wöchentlich neu befestigt werden. Hier können die gefiederten Familienmitglieder nach Herzenslust schaukeln und knabbern. Materialien aus Naturholz sollten deshalb besonders regelmäßig ausgetauscht werden, da sie durch den Wasserverlust trocken und hart werden und von ein paar Vogelarten nicht mehr so gerne benagt werden. 

Gerade für Papageien, die sehr sozial und intelligent sind, ist es wichtig, dass die Haustiere ausreichend artgerechte Beschäftigung haben, damit sie sich nicht langweilen. Intelligentes Spielzeug, mit dem die Tiere sich zum Beispiel Futter und Ernährung erarbeiten sind sehr ratsam.

Jedes Lebewesen braucht echtes Tageslicht und die damit verbundene UV-Strahlung. Licht welches durch Fenster auf einen Vogel trifft enthält diese wichtigen Strahlen nicht. Optimal ist es, wenn die Tiere ab und zu gut geschützt auf der Terrasse, oder dem Balkon stehen und Sonne, bzw. Licht tanken. Alternativ dazu kann man aber auch eine sogenannte Bird-Lamp anschaffen, welche dies imitiert und den Vögeln gut tut.

Ein Papagei, der zu Dekorationszwecken in einem Käfig gehalten wird, damit er spricht, ist nichts anderes als Tierquälerei und zu heutigen Zeiten, in denen man sich überall Informationen holen kann, schlichtweg nicht akzeptabel. Kein Vogel hat das verdient.



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